EN GARDE mit Studio Sörvis

11.07.–15.08.2020 

 

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Die beiden Künstlerinnen Sandrine Jalquin und Lina Marie Katz arbeiten seit dem Sommer 2018 unter dem Namen studio sörvis an verschiedenen künstlerischen Projekten in Gießen und Frankfurt. Ihre Werke zeichnen sich vor allem durch die Arbeit mit vorgefundenen Materialen aus. Analoge wie auch digitale Verfahren werden in ihren zumeist Siebdrucken und Fotografien gleichermaßen eingesetzt und miteinander ergänzt, so dass oftmals Collagearbeiten mit grafischem und illustrativem Charakter entstehen. 

Die im Neuen Kunstverein ausgestellten Arbeiten setzen sich mit den Begriffen: Eigentum, Grenze und Angst auseinander.

„You´ll do it gently, won´t you“ beschäftigt sich mit einer persönlichen, subtilen Angst, die durch eine Verletzung des körperlichen und geistigen Eigentums entstanden ist und die es zu überwinden gilt. Der Versuch, das reale Leben lückenlos aus der Retrospektive wiederzugeben, ist illusorisch, denn zwischen der Person der Vergangenheit und der der Gegenwart herrscht ein Zwiespalt. Die Frage der Authentizität von Autobiografien darf demnach nicht außer Acht gelassen werden. Neben autobiografischen Einflüssen setzt sich die Arbeit auch mit kollektiven Erlebnissen aus dem Bereich sexueller Übergriffe künstlerisch auseinander.

„German Angst“ hingegen fokussiert eine Angst, deren Ursprung nicht nachvollzogen werden kann, die das Bauen von Grenzen bewirkt und damit ein physisches Eigentum manifestiert. Stacheldrähte, meterhohe Hecken, Zäune, Fenstergitter, verschlossene Gartentüren oder Überwachungskameras. All dies sind symbolische Versuche sich selbst und den eigenen Besitz in Sicherheit zu wiegen. Jene Gestaltungsentscheidungen der eigenen, äußeren vier Wände geben Aufschluss auf die dort lebenden Menschen. Sie scheinen sich vor Etwas oder Jemandem zu fürchten. Ist diese Art von Streben nach einem Sicherheitsgefühl in einem privilegierten Land wie Deutschland nötig? Oder handelt es sich lediglich um eine Manifestierung des eigenen Besitzes?
Wo Abgrenzung geschieht, entsteht in gleichem Maße Ausgrenzung. Nicht zuletzt sollen Parallelen zwischen weltpolitischen Geschehnissen und Aktivitäten der eigenen Heimgestaltung gezogen werden.

Beide Arbeiten enthalten das Ziehen, Aufrechterhalten und Überwinden von Grenzen in jeglicher Weise. Missstände, wie die Nachbeteiligung von Frauen und Minderheiten, sowie fragwürdige, normative Verhaltensweisen sollen aufgezeigt und hinterfragt werden. 

 

Die Ausstellung erfolgt im Rahmen einer neuen Ausstellungsreihe für Absolvent*innen des Instituts für Kunstpädagogik der JLU. Die Räumlichkeiten des Kunstvereins werden zu einer Plattform für junge Künstler*innen, welche sich auf eine Ausschreibung für die Reihe EN GARDE beworben haben.


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