Jáchym Fleig

Deckenrelief
23.01.–12.03.2010 | Eröffnung: 23.01.2010 | 18 Uhr
Künstlergespräch: 07.03.2010, 15 Uhr

tl_files/themes/nkv/images/2010/Fleig_pre.jpg

Jáchym Fleig ist ein Bildhauer, der reagiert. Wuchernd antwortet er auf architektonische oder räumliche Situationen, stets fügt er zu Vorhandenem etwas dazu. Seine biomorphen Gebilde besetzen vorgefundene bauliche Substanz und nutzen sie – pilzartigen Schmarotzern gleich – als Träger oder Wirt. Die Symbiose aus invasiver Skulptur, die sich auf architektonischem Bestand niederlässt, an ihn anflanscht, ihn befällt, aus ihm herauswächst oder dort ausblüht, führt zu Irritationen. Das Erscheinungsbild und der Charakter  von Gebäuden oder Räumen werden – ebenso wie die künstlerische Autonomie des sich ausbreitenden Besetzers –  hinterfragt. Für seine skulpturalen Eingriffe nutzt der Künstler profane Baumaterialien, aus denen er organische Formen und Flächen zurückgenommener Farbigkeit generiert.

Im Ausstellungsraum des Gießener Kunstvereins ist die Decke von Fleigs „parasitärem Kunstbefall“ (Tarek Stachelhaus) betroffen. Dieser blüht als abstrakte Struktur – als merkwürdiger Bewuchs changierend zwischen schmückendem Stuckornament und schimmeligem Flor – bis in den Außenraum aus. „Ich mache abstrakte Konstrukte“, sagt Jáchym Fleig, der mit jeder plastischen Antwort auf gegebene Realitäten immer wieder auf der Suche nach der richtigen ortsspezifischen Form ist. In Gießen nimmt er neben dem konkret räumlichen auch Bezug auf den historischen Kontext der ehemaligen Kiosk-Toilettenanlage aus den 1930er Jahren. Hier scheint ein Teil unheilvoller Geschichte wieder wie Nässe durchzuschlagen. Einem Kontrastmittel gleich zeigt das Deckenrelief quasi in der zweiten Schicht zeichenhafte Spuren, die mit einem Blick zum gegenüberliegenden „Greifen-Denkmal“ wie ein Schattenriss lesbar werden.

Ingke Günther

Pressebild

tl_files/themes/nkv/images/2009/Fleig_Presse_k.jpg

Externer Link

Zurück